Als ehemalige Steppentiere waren Pferde einstmals fast ununterbrochen mit der Nahrungssuche und -aufnahme beschäftigt. Steppengras war nicht sehr nahrhaft, und daher konnte ein Pferd fressen, ohne zu viel zuzunehmen, war ständig in Bewegung und der Magen hatte immer etwas zu tun. Längere Fresspausen, wie sie heute bei Boxen- oder Offenstallpferden oftmals vorkommen, führen bei vielen Pferden deshalb zur Überproduktion von Magensäure. Die Säure greift in der Folge die eigenen Zellen an und kann - wie beim Menschen auch - zu Magengeschwüren führen. Manche Pferde reagieren auch mit Koliken auf solch eine längere Pause.
Große Mengen Getreide belasten den Magen und den Darm, da im Getreide mehr Proteine und Kohlenhydrate enthalten sind als im Raufutter. Der Pferdemagen kann jedoch nur kleine Mengen auf einmal verdauen. Wenn ein Pferd täglich viel Leistung bringt, dann kann es bis 2 kg (oder sogar mehr) Kraftfutter vertragen, jeweils in 2 oder 3 kleineren Portionen. Bewegt es sich jedoch kaum und wird nicht gearbeitet, dann führt das Kraftfutter zur Gewichtszunahme oder zu diversen Stoffwechselerkrankungen.
Neben der Bewegung ist die richtige Ernährung das wichtigste Mittel für ein langes, glückliches Pferdeleben. Pferde haben eine relativ kurze Lebenserwartung – kürzer jedenfalls, als sie ohne ihre oft starke Beanspruchung durch den Menschen hätten. Dazu kommt oft eine nicht artgerechte Fütterung. Für einen Dauerfresser wie das Pferd hat das Futter großen Einfluss auf die Gesundheit, und Fütterungsfehler machen sich irgendwann bemerkbar.
Dabei ist weniger oft mehr, denn das Gras ist heute auf vielen Weiden sehr nahrhaft. Gerade Ponys überfressen sich bei 24-stündiger Weidehaltung leicht und können gar nicht so viel bewegt werden, wie es dann nötig wäre.
Eigentlich brauchen Pferde zum Leben nur Raufutter, das heißt, Gras und/oder Heu und – je nach Arbeit – etwas Kraftfutter, Mineralien und Vitamine. Doch wenn es so einfach ist, wie kommt es dann dazu, dass so viele Pferde unter Krankheiten oder Verfettung leiden und sogar daran sterben?
Die häufigste (unnatürliche) Todesursache bei Pferden ist eine Kolik.
Zwar gibt es Pferde, die stärker dazu neigen als andere, bei
Wildpferden
jedoch sind Koliken
so gut wie unbekannt. Auch ernährungsbedingte Hufrehe kommt bei Wildpferden praktisch nicht vor. Bei unseren Hauspferden ist sie jedoch die
zweithäufigste Todesursache.
Eine optimale Pferdeernährung ist also doch nicht ganz so einfach zu erreichen.
Auf Dauer machen sich Fütterungsfehler bei fast jedem Pferd irgendwann bemerkbar. Ob Kotwasser, Koliken, Wasser- und Fetteinlagerungen, Mauke, Raspe oder Husten, alle diese Symptome können Anzeichen für einen gestörten Stoffwechsel sein. Sie sind quasi Warnzeichen, die – wenn sie übergangen werden – Hufrehe, EMS und Cushing auslösen, und dann nicht mehr zu übersehen sind.
Zu viel Kraftfutter, zu wenig Rohfaser, ungünstige Inhaltsstoffe, nicht an den Grundumsatz angepasste Futterrationen, es gibt viele Gründe, warum ein Pferd zu dick oder zu dünn ist oder Symptome einer Stoffwechselstörung entwickelt. Eine individuelle
Ernährungsberatung kann in vielen Fällen sinnvoll sein.
Genau wie wir Menschen tendieren Pferde, die sich nicht genug bewegen, eher zu Über- als zu Untergewicht. Zu wenig Bewegung und zu viel Kraftfutter führen leicht dazu, dass Speck angesetzt wird. Im Sommer kommt noch die üppige Weide hinzu. Vor allem leichtfuttrige Pferde wie Kaltblüter, Haflinger, Fjordpferde, Freiberger, Shettys und andere Ponys werden im Sommer oft kugelrund. Großpferde, die mehr Nährstoffe benötigen, können etwas mehr Gras vertragen, aber auch sie werden oft zu gut gefüttert.
Der Bauch allein ist jedoch kein Maßstab dafür, wie stark übergewichtig das Pferd ist. Um das zu beurteilen, müssen die Fettpolster an Mähnenkamm, Schulter, Hüfte, Kruppe und über den Augen betrachtet werden. Diese können auch einen Hinweis auf ein mögliches EMS (Equines Metabolisches Syndrom) geben. Wo das Pferd am meisten Fett ansetzt, ist dabei individuell unterschiedlich. Spanische Pferde haben oft sehr viel Fett im Mähnenkamm, obwohl sie insgesamt nicht übergewichtig sind.
Ein zu dünnes Pferd erkennt man meist schneller. Sind die Rippen deutlich fühlbar und die Knochen stehen heraus, dann braucht es mehr Nahrung. Gerade ältere Pferde, die nicht mehr geritten werden, bauen Muskulatur ab und sehen dann noch magerer aus. Tiefe Höhlen über den Augen, hervortretende Hüftknochen und Wirbel und ein dünner Hals sind deutliche Zeichen, dass das Pferd viel weniger Nährstoffe bekommt als es braucht..
Die meisten Pferdebesitzer möchten nicht, dass ihr Liebling so aussieht, als müsse er hungern. Ist das Pferd jedoch übergewichtig, dann haben sie meist weniger Bedenken, obwohl dies für die Pferdegesundheit oft noch ungünstiger ist. Tatsächlich kann Übergewicht, wenn man nichts dagegen tut, sogar lebensbedrohlich sein, warnt ein britischer Tierarzt.
Zu dick werden Tiere in der Natur nur selten, und so ist die Verfettung für Pferde ein echtes Zivilisationsleiden. Um den Pferden keine langen Fresspausen zuzumuten, füttern viele Heu ad libitum. Das ist allerdings nicht für alle Pferde gleich gut geeignet. Pferde, die sich täglich von selbst viel bewegen oder intensiv bewegt werden, überfressen sich dabei nicht. Andere Pferde, insbesondere Robustrassen mit guter Futterverwertung, nehmen jedoch bei unlimitiertem Heuangebot zu viel Gewicht zu.
Unter Umständen kommen Folgekrankheiten wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) hinzu, und das höhere Gewicht belastet die Sehnen, Bänder und Gelenke. Die Gefahr von Arthrose wächst, was wiederum zur Einschränkung der Bewegung führt.
EMS ist eine Art Typ 2-Diabetes bei Pferden, der zum einen vererbar ist, aber auch durch zu fette Weiden und zu viel Kraftfutter ausgelöst werden kann. Auf Dauer entsteht eine Störung des Fettstoffwechsels und später eine Insulinresistenz. Die überschüssige Energie wird als Fettpolster an der Kruppe, am Mähnenkamm und an der Schulter abgelagert.
Auch die inneren Organe können viszerales Fett speichern. Ist die Kuhle über den Augen sehr gut ausgefüllt, dann kann auch dies auf ein Stoffwechselproblem und beginnendes EMS hindeuten.
Der Zuckerstoffwechsel ist gestört und durch die Insulinresistenz sprechen die Zellen immer schlechter auf Insulin an. Dadurch bleiben die Pferde hungrig und fressen weiter. Die Insulinresistenz kann zu Durchblutungsstörungen führen, die sich zum Beispiel in Hufrehe zeigt. Wird viel Fett abgelagert, dann produziert der Körper Entzündungsstoffe, die wiederum zu Übersäuerung, Arthrose und weiteren Problemen führen können.
Dass Übergewicht zu Entzündungsprozessen im Körper und insbesondere auch in den Gelenken führt, ist aus der medizinischen Forschung am Menschen gut bekannt. Doch auch bei Pferden ist dies von Bedeutung. Fängt man an, gegenzusteuern, dann sollte als erstes der Futterplan angepasst werden. Wichtig dabei ist, die Nährstoffzufuhr nicht zu abrupt zu reduzieren. Das ist gefährlich, weil sich Giftstoffe oft im Fett ablagern und beim Abnehmen dann ins Blut übergehen, wenn sich das Fett abbaut.
Als nächstes sollte geprüft werden, ob das Pferd genügend Bewegung hat. Auch Pferde, die auf der Weide stehen, bewegen sich nicht unbedingt viel. Wächst das Futter direkt vor ihrer Nase, und es müssen keine langen Wege zurückgelegt werden, dann sind gerade übergewichtige Pferde oft faul. Man darf daher nicht davon ausgehen, dass sie automatisch genug Bewegung haben, nur weil sie mit anderen Pferden zusammen stehen und genug Platz haben.
Auch hier ist aber eine langsame Steigerung der Bewegung besser als eine plötzliche Überlastung.
Außerdem sollte man grundsätzlich bedenken, dass die Art der Bewegung dem Gesundheitszustand angepasst werden muss. Zwar ist Reiten für das Pferd anstrengender als Spaziergänge und Handarbeit und verbraucht dementsprechend mehr Energie, belastet jedoch bereits geschädigte Gelenke zusätzlich. Stattdessen ist ruhige Longen- oder Bodenarbeit gesünder und effektiver.
Sind Knochen und Gelenke in Ordnung, dann sollte das Pferd, wenn möglich, jeden Tag gearbeitet werden, um es gesund zu erhalten.
Das bedeutet mindestens (bei leichter Arbeit):
Statt zu reiten kann man das Pferd auch ein- bis zweimal wöchentlich longieren. Spaziergänge oder Bodenarbeit im Schritt gelten sind für das Pferd lediglich "Erhaltung" , auch dann, wenn man es jeden Tag macht.
Das heißt, das Pferd wird mit Sicherheit nicht abnehmen, es sei denn, man bewegt es 6 Stunden pro Tag auf diese Art und hält es so vom Fressen ab, zum Beispiel beim Einsatz als Lehrpony für Anfänger in der Reitschule.
Wenn das Pferd nach einer halben Dressurstunde im Schritt und Trab angestrengt wirkt und sich nicht mehr konzentrieren kann, dann ist das durchaus eine geistige Beanspruchung. Für die Muskeln allerdings ist es kaum Arbeit, und dementsprechend eine besondere körperliche Belastung.
„Schrittgehen ist keine energiezehrende Arbeit für Pferde, sondern Erhaltungsbedarf“, sagt Ernährungsexpertin Dr. Christina Fritz.
Ein Pferd, das im Training steht und gut bemuskelt ist, muss nicht unbedingt mager sein, wenn die Rippen leicht zu sehen sind. Verliert es aber deutlich an Gewicht, obwohl es nicht viel Bewegung hat, dann braucht es mehr Nährstoffe.
Auch ältere Pferde mit Zahnproblemen oder wenn die Nährstoffaufnahme im Darm nicht mehr gut funktioniert, magern leicht ab.
Bei rangniedrigen Pferden kann auch Stress in der Herde dazu führen, dass sie abnehmen, weil sie beim Fressen keine Ruhe finden oder von anderen Pferden nicht ans Heu gelassen werden.
Stress kann dazu führen, dass die Nährstoffaufnahme im Darm eingeschränkt wird. Bei älteren Pferden ist das ein zusätzliches Problem beim Auffüttern.
Daher sollte unbedingt dafür gesorgt werden, dass das Pferd in Ruhe Raufutter fressen kann, so viel es will. Zu den Heucobs kann es Luzernecobs und Rübenschnitzel bekommen. Zusätzlich kann energiereiches Kraftfutter wie Mais- oder Gerstenflocken zum Müsli zugegeben werden. Etwas Reiskeimöl oder Leinöl kann zugefügt werden. Auch Mash darf 2- bis 3-mal pro Woche gefüttert werden. Allerdings gibt es einiges zu beachten. So verträgt nicht jedes Pferd jedes Zusatzfutter. Zunächst ist die Ursache zu klären, warum das Pferd zu dünn ist.
Wer sicher gehen will, kann sich beraten lassen. Ob das Pferd wirklich zunehmen sollte, kann man laut PferdeRevue hier testen.
Würden die Pferde den ganzen Tag über eine Steppe mit magerem Gras laufen, dann könnten sie praktisch ununterbrochen fressen, ohne zu viel Nährstoffe zu sich zu nehmen. Sie würden sich auch mehr bewegen, da sich das Nahrungsangebot auf eine größere Fläche verteilte. Auf der Weide nehmen sie heute sehr viel nährstoffreicheres Gras zu sich, ohne sich dabei viel bewegen zu müssen.
Besonders im Frühling enthält das Gras außerdem viel Fruktan, das im Übermaß zu Verfettung und in der Folge zu Stoffwechselerkrankungen führen kann. Dadurch entstehen bei einigen Pferden leider Stoffwechselerkrankungen, Hufrehe, Koliken, und ein unguter Kreislauf beginnt.
Um zu verhindern, dass die Pferde zu dick werden, lassen manche die Pferde auf abgefressenen Weiden stehen und füttern im Sommer kein Heu zu. Damit jedoch kann sich alles noch verschlimmern, denn dieses Gras ist noch eiweiß- und fruktanhaltiger, enthält aber nicht genug Rohfaser, um die Pferde satt zu machen.
Der Darm wird dadurch sehr stark belastet, und der entgleiste Stoffwechsel äußert sich beispielsweise in allergischen Hauterkrankungen und Husten, Mauke oder Raspe, Wassereinlagerungen und Kotwasser.
Bei diesen Anzeichen sollte man eigentlich reagieren. Viele Pferdebesitzer aber doktern an den Symptomen herum, statt sich Gedanken über die Haltungsbedingungen und das Futter zu machen.
Wenn ein Pferd wochenlang Kotwasser hat, dann ist das ein deutliches Warnsignal. Haben sehr viele Pferde im Stall Kotwasser, dann kann man praktisch sicher sein, dass dies mit der Fütterung zu tun hat. Daher sollte zunächst das Futter, das die betroffenen Pferde bekommen, geprüft werden.
Als erste Maßnahme kann gutes Heu zugefüttert werden. Oft legen sich die Probleme dann bereits von selbst. Zur Unterstützung der Verdauung können getrocknete Brennnesseln oder Lebendhefe ins Futter gegeben werden.
Allerdings kann der Darm bereits geschädigt sein, ohne dass das Pferd durch Koliken auffällt. Eine Untersuchung der Blutwerte und des Kots bringt hier Aufschluss. Der Wiederaufbau der Darmflora kann Monate dauern, je nachdem, wie lange der Darm bereits aus dem Gleichgewicht ist.
Auch Magengeschwüre, Husten und Hufrehe können von einer gestörten Darmflora ausgelöst werden. Sogar Gelenkprobleme, Arthrose und neurologische Störungen können mitunter – genau wie beim Menschen – mit der Ernährung zusammenhängen. Beim menschlichen Darm sind Krankheiten wie beispielsweise das „Leaky Gut Syndrom“ gut erforscht. Dabei ist die Darmschleimhaut so stark geschädigt, dass sie Nährstoffe nicht mehr gut resorbieren und Fremdstoffe ausfiltern kann. Der Stoffwechsel gerät so aus dem Gleichgewicht und das Immunsystem kann überreagieren.
Durch die Aufnahme zu vieler Giftstoffe über einen längeren Zeitraum kann das auch bei Pferden passieren. Mit Schimmelpilzen oder Bakterien verunreinigtes Futter sollte daher niemals verfüttert werden. Im Extremfall besiedeln Bakterien und Schimmelpilze den Darm und haben eine Colitis zur Folge.
Einher geht oft eine Leberschädigung, die zu EMS oder Cushing führen kann. Auch Tumore und Infektionskrankheiten können durch eine kranke Leber ausgelöst werden. Da die Leber vieles noch sehr lange kompensieren kann, und auch keine Schmerzen verursacht, bleibt das Problem sehr lange unbemerkt. Meist treten deutliche Anzeichen beim Pferd erst auf, wenn die Leberfunktion bei nur noch einem Drittel liegt. Wenn das Pferd jedoch oft Durchfall oder Verstopfung hat, Hautprobleme zeigt, lethargisch, matt und appetitlos ist, häufig liegt oder gähnt, dann sollte nach der Ursache geforscht werden.
Auf Dauer macht es sich bei fast jedem Pferd irgendwann bemerkbar, wenn die Ernährung zu einseitig ist und Faserstoffe im Futter fehlen. Die Wirkungen können allerdings vielfältig sein und sind von Pferd zu Pferd verschieden. Außerdem kann man sie oft nicht auf eine Ursache zurückführen. Ein Blutbild ist oft nützlich, wird aber zuweilen auch falsch interpretiert. Denn um eine genaue Aussage zu treffen, benötigt man Vergleichswerte über einen längeren Zeitraum.
Nach Belastungen des Verdauungssystems wie zum Beispiel einer Wurmkur oder einer Futterumstellung ist es oft hilfreich, Bierhefe oder Lebendhefe zuzufüttern. Laut einer Studie hat Lebendhefe dabei eine bessere probiotische Wirkung. Auch bei Kotwasser unklarer Ursache kann dies helfen.
Bentonit bindet Giftstoffe im Darm und kann eingeweichten Heucobs zugesetzt werden.
Magen- und Darmkräuter und Flohsamen(-schalen) können ebenfalls nützlich sein. Weidenrinde wirkt sanft gegen Entzündungen, und Brennnesselblätter haben stark entwässernde Eigenschaften, was bei angelaufenen Beinen und Ödemen hilft.
Zu langstielig sollte das Weidegras wiederum auch nicht sein. Manche Pferde können es nicht mehr fressen, wenn die Halme zu lang und holzig sind. Ein Übermaß an Faserstoff erschwert nicht nur älteren Pferden das Kauen, sondern hat auch nur wenig nahrhafte Inhaltsstoffe. Daher sollte der Zeitpunkt des richtigen Aufwuchses nicht überschritten werden.
Leider hängt es jedoch auch vom Wetter ab, ob das Gras schnell genug wächst und ob zum richtigen Zeitpunkt gemäht werden kann. In trockenen Jahren steht mitunter im Juni noch kaum Gras auf der Weide, bei sehr viel Feuchtigkeit dagegen schießt es so schnell über, dass man mit dem Abweiden nicht hinterher kommt.
Pferde schneiden das Gras mit den Zähnen ab und müssen es dann gründlich kauen. Ist es zu hartfaserig und langstielig, dann müssen sie es gründlich zerkleinern, bevor sie es schlucken. Das ist anstrengend und zeitraubend. Ungeduldigen Pferden droht so eine Schlundverstopfung.
Kühe dagegen rupfen das Gras mit ihren rauhen Zungen ab. So können sie problemlos den oberen Teil der Halme abtrennen und fressen das Gras nicht so schnell ganz herunter. Als Wiederkäuer müssen sie nicht so gründlich kauen wie Pferde, sondern können das Futter erst einmal grob zerkleinert herunterschlingen. Später würgen sie es aus dem Pansen wieder hoch und kauen es nochmals. Pferde müssen daher sehr viel wählerischer sein, was ihr Futtergras betrifft.
Da das Gras auf unseren Weiden so viel Eiweiß und Fruktan enthält, sind gerade Robustrassen und vor allem Ponys eigentlich nicht für eine 24-Stunden-Weidehaltung geeignet. Selbst auf einer abgefressenen Weide nehmen kleine Ponys noch viel zu viel Energie mit dem Futter auf, als gesund für sie ist. Stehen sie zusammen mit Großpferden auf dieser Weide, dann bekommen die einen zu viel, die anderen zu wenig Nährstoffe durch das Gras.
Dazu kommt jedoch auch noch das Problem, dass das durch starken Verbiss gestresste Gras zusätzlich mehr Fruktane und unter Umständen sogar giftige Endophyten bilden kann. Diese tragen noch weiter zur Belastung der Leber bei.
Ist der Sommer sehr trocken oder sehr heiß, dann kann das Gras wegen der mangelnden Feuchtigkeit nicht richtig wachsen. Der Zucker, den die Pflanze bei der Photosynthese mit dem Licht herstellt, wird dann als Fruktan eingelagert.
Es ist daher keine gute Idee, übergewichtige Pferde ohne Zufüttern von Heu auf abgefressene Weiden zu stellen, da sich das Problem dadurch unter Umständen sogar noch verschlimmern kann. Zum einen ist gestresstes Gras manchmal, wie beschrieben, nicht unbedingt gesund, zum anderen können viele Pferde dabei ihren Hunger nicht stillen, da sie zu viel Fruktan und zu wenig Rohfaser aufnehmen.
Besser wäre es, die Pferde mit genügend Heu zu versorgen, so dass sie ein Sättigungsgefühl entwickeln können und die Weide nicht zu stark abfressen. So wird auch der Stoffwechsel nicht durch Eiweiß, Fruktan und Toxine im Übermaß belastet. Besonders in Jahren mit großer Trockenheit kann das Gras sonst zu starkem Stress ausgesetzt sein, und das tut letztlich auch den Pferden nicht gut. Damit das nicht geschieht und die Pferde auch genug Rohfaser zu sich nehmen können, ist eine zusätzliche Heufütterung in diesem Fall sehr sinnvoll.
Ansonsten setzt man den Pferden quasi Fastfood vor: Nahrung, die zu viel Zucker und andere leicht verdauliche Bestandteile enthält, aber nicht dauerhaft sättigt. Daher fressen sie mehr davon, als gut für sie ist und werden immer dicker, und die Besitzer wundern sich.
Besonders wichtig ist die Heufütterung aber im Frühling, wenn es nachts noch kalt ist, tagsüber aber eine hohe Sonneneinstrahlung für die Fruktanbildung im Gras sorgt. Rehegefährdete Tiere sollten dann nur sehr kurz auf der Weide stehen. Auch für übergewichtige Pferde ist die 24-Stunden-Weide jetzt gefährlich, warnt die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD). Durch die hohen Fruchtzuckermengen drohen Verfettung und ein gestörter Stoffwechsel, der auf Dauer zu Erkrankungen wie EMS führen kann.
Da die Pferde ja nicht weiterziehen können, wird das ohnehin gestresste, kurzgefressene Gras noch mehr Stress ausgesetzt. In einem trockenen Jahr kommt dazu, dass die Pflanzen unter fehlender Feuchtigkeit leiden. Vor allem das Deutsche Weidelgras neigt dann zur Vergesellschaftung mit Alkaloid produzierenden Pilzen, die bei Stress verstärkt Giftstoffe erzeugen und dann von Pferden normalerweise nicht gefressen werden.
Allerdings bleibt den Tieren ja nichts anderes übrig, wenn sonst kein Futter zur Verfügung steht. Auch wenn sie es nicht gerne fressen, müssen sie wohl oder übel ins unbekömmliche Gras beißen.
Da die meisten Pferde nicht sofort Symptome zeigen, denken sich Besitzer meist nichts dabei, wenn die Weide trotzdem schön grün aussieht. Doch wenn man bemerkt, dass das Pferd nicht so fit und belastbar wie sonst oder müde und träge ist, unklare Lahmheiten und Muskelverspannungen zeigt, oder gar Mauke oder Raspe hat, sollte man in Betracht ziehen, dass das Weidegras allein zur Fütterung vielleicht nicht ausreicht.
Stehen die Pferde Tag und Nacht auf der Weide, dann können folgende Maßnahmen getroffen werden, um die Belastung durch schädliche Inhaltstoffe im Weidegras zu reduzieren:
In Heu ist die Konzentration an Alkaloiden deutlich geringer als in frischem Gras. In Heulage ist der Giftgehalt zwar reduziert im Vergleich zu Gras, jedoch immer noch hoch.
2. Nachhaltiges Weidemanagement
Weideflächen sollten nicht durch ständige Überweidung in Stress geraten! Das Gras benötigt von Zeit zu Zeit Erholungspausen, um sich zu regenerieren. Rechtzeitige Weidewechsel und eine Verkürzung der Weidezeit im Herbst sind hilfreich, um die Qualität der Grasflächen zu erhalten.
3. Aussaat giftfreier Grasarten und standorttypischer Wiesenkräuter (wenn möglich)
4. Entgiftende Stoffe wie Bentonit füttern
Damit kann die Darmreinigung unterstützt werden. Dies ist jedoch keine Dauerlösung!
Wer meint, dass die Pferde mit zusätzlicher Heufütterung noch mehr fressen würden, sollte sich folgendes überlegen: das Pferd steht Tag und Nacht auf der Weide und kann so viel Gras fressen, wie es mag. Würde es also 20 Stunden lang fruktanhaltiges Gras fressen, ohne satt zu werden, würde es in jedem Fall mehr fressen, als wenn es 8 Stunden lang strukturreiches Heu zur Verfügung hat, dann satt ist und dann nur 8 Stunden lang Gras frisst. Denn es frisst nun definitiv mehr Rohfaser und weniger fruktanhaltiges Powerfutter, das eigentlich für Milchkühe gedacht ist.
Leider ist allerdings zusätzliche Heufütterung aufwendig und verursacht Extrakosten. Daher sparen sich viele Stallbetreiber diese Arbeit, solange noch ein wenig Gras auf der Weide steht. Denn dann ist ja augenscheinlich kein Bedarf an Zusatzfutter vorhanden. Aus Sicht der Pferde führt das jedoch auf Dauer zu Problemen.
Besonders alte Pferde benötigen auch im Sommer Heu, damit sie nicht abnehmen und gesund bleiben. Denn sie haben einen hohen Bedarf an Antioxidantien für die Regeneration, während ihr Energiebedarf eher sinkt. Besonders wichtig ist die Heufütterung aber im Frühling, wenn es nachts noch kalt ist, tagsüber aber eine hohe Sonneneinstrahlung für die Fruktanbildung im Gras sorgt. Rehegefährdete Tiere sollten dann nur sehr kurz auf der Weide stehen. Auch für übergewichtige Pferde ist die 24-Stunden-Weide jetzt gefährlich. Durch die hohen Fruchtzuckermengen droht Verfettung und ein gestörter Stoffwechsel, der auf Dauer zu Erkrankungen wie EMS führen kann.