Haltung

Pferdehaltung

Offenstall oder Luxusbox?

Was ist für mein Pferd am besten?

Ob Offenstall, 24-Stunden-Weide oder Boxenhaltung mit Sommerweide – über die richtige Haltung gibt es verschiedene Ansichten. Nicht nur Besitzer haben unterschiedliche Ansprüche und Wünsche, sondern auch die Pferde. Auf der Weide fühlen sich die meisten Pferde wohl, so lange es dort noch genug Gras gibt. Doch auf abgefressenen Weiden sieht das schon anders aus. Auch eine Weide ohne Unterstand und Schutz vor Hitze, Dauerregen oder Kälte führt dazu, dass viele Pferde irgendwann zurück in die Box möchten. Es gibt daher nicht die eine überlegene Haltungsform.

Boxenhaltung

Vor einigen Jahren war es in Reitschulen noch die Regel, dass die Schulpferde das ganze Jahr über in einer mehr oder weniger dunklen Box verbrachten, aus der sie nur für die Dauer der Reitstunden entlassen wurden. Eventuell kamen sie im Sommer für ein paar Wochen auch auf die Weide. Dass dies nicht unbedingt eine gesunde Haltungsform ist, ist mittlerweile wohl Konsens.

Heute haben in den meisten Reitschulen auch Schulpferde im Sommer regelmäßig Weidegang oder dürfen sich zumindest auf Paddocks bewegen. Privatpferde haben meistens mehr Weidezeit, aber dies ist natürlich vom Angebot des jeweiligen Stallbesitzers abhängig. Ob eine Box mit angeschlossener Weide, eine Paddockbox oder eine „Außenbox“ am besten ist, alle Varianten haben einen Vorteil: das Pferd kann in Ruhe fressen und hat nachts einen Platz, um sich ungestört abzulegen.

Manche Pferde fühlen sich im Offenstall wohler, andere – vor allem rangniedrige – sind froh, wenn sie auch mal für ein paar Stunden ihre Ruhe haben. Für sie ist der Dauerstress durch Konkurrenten nicht gesundheitsfördernd. Sie magern ab, werden nervös, schreckhaft oder depressiv. Denn auch bei Pferden kann sich eine Stresssituation auf die Psyche auswirken. Kennt man sein Pferd, dann bekommt man ein Gefühl dafür, welche Umstände es beunruhigen.

Auch der Paddock sollte groß genug sein

Doch selbst wenn die Box für das Pferd prinzipiell die richtige Wahl ist, müssen die äußeren Bedingungen stimmen, das heißt, die Box sollte nicht zu klein, hell und möglichst luftig sein und gut gemistet werden. Außerdem sollte das Pferd nicht 20 Stunden täglich in der Box stehen, sondern im Sommer tagsüber auf die Koppel oder Weide gehen. Und auch im Winter sollten mehrere Stunden Auslauf am Tag möglich sein. Leider ist das viel zu oft nicht der Fall. Wer sein Pferd jedoch gesund erhalten möchte, muss irgendwann für Änderung sorgen.

Als ehemalige Steppenbewohner bewegten sich die Pferde um die 16 Stunden am Tag langsam beim Fressen vorwärts, gemeinsam mit anderen Herdenmitgliedern. Sozialkontakte und Bewegung sind daher Grundbedürfnisse für die Tiere, deren Fehlen auf Dauer zu Erkrankungen und Verhaltensstörungen führt.


Zumindest im Sommer darf die Weide nicht zu klein sein, um den Pferden Bewegungsanreize zu bieten. Ein Abstecken der Weide, um sie möglich „gründlich“ abfressen zu lassen, ist dabei kontraproduktiv. Pferde fressen selektiv und bewegen sich dabei ständig über größere Flächen. Haben sie genug Weide, dann zupfen sie die schmackhaften oberen Teile der Halme ab und gehen weiter. So sollten sie sich stundenlang im Schritt über die Weide bewegen.

Pferdestall mit Einzelboxen

Offenstall

In den letzten Jahren sind Paddockboxen beliebt geworden, die dem Pferd etwas mehr Luft und Licht bieten als eine Innenbox mit kleinem Fenster. Allerdings sind viele Paddocks zu klein, als dass Pferde dadurch auch zusätzliche Bewegung hätten. Daher ist ein großer Offenstall mit Artgenossen dem Pferd sicher lieber.

Der Hauptvorteil des Offenstalls ist, dass Pferde selbst entscheiden können, wo sie sich aufhalten, wieviel Kontakt sie haben wollen, ob sie im Regen stehen oder sich lieber unterstellen wollen. Im Offenstall bewegen sich die Pferde in jedem Fall mehr als in einer Einzelbox, schon deshalb, weil sie sich gegenseitig treiben. Ist die Gruppe homogen (geschlechtergetrennt, ähnliche Rassen), genug Platz auf der Lauffläche vorhanden, ausreichend Liegefläche für alle Pferde sowie genug Fressplätze, dann kann das auch gut klappen.

Anderenfalls kann es aber für einzelne Pferde im Offenstall auch sehr stressig sein, wenn sie beispielsweise nie in Ruhe fressen können und keinen Platz finden, wo sie sich zum Schlafen auch mal ablegen können. In diesem Fall gehen die Vorteile des Offenstalls verloren.

Es ist allerdings sehr unterschiedlich, wo sich ein Pferd wohlfühlt. Manche brauchen weniger Raum für sich allein, andere mehr. Eher hochblütige Pferde vom Südtyp mit kürzerem Fell legen sich nicht gerne auf feuchte oder harte Böden, während Pferde aus Robustrassen vom Nordtyp in der Regel weniger empfindlich sind.

Stress lass nach!

In gemischten Pferdegruppen, in denen oft Wechsel stattfinden, herrscht meistens mehr Unruhe, da leichter Rivalitäten entstehen. Andererseits kann eine stabile gemischte Herde ohne viel  Fluktuation auch gut harmonieren. Natürlich braucht ein neues Pferd eine gewisse Eingewöhnungszeit. Allerdings gibt es auch Tiere, die sich nie in dem Sinne aneinander gewöhnen, dass sie friedlich nebeneinander fressen.

Den dominanteren macht die Situation dann meist weniger aus, aber sensiblere Tiere können schnell Anzeichen von Stress zeigen.

Natürlich kann man einfach abwarten und hoffen, dass sich kein Pferd ernsthaft verletzt. Stellt man allerdings fest, dass ein Pferd Wesensveränderungen zeigt, nervöser und ängstlicher ist als früher oder gar unvermittelt zusammensackt und in Tiefschlaf fällt, dann kann es sein, dass es unter schweren Erschöpfungszuständen leidet.

Eventuell hilft es, die Gruppen umzubilden, denn oft liegt es einfach an den stark unterschiedlichen Charakteren der Tiere. Manche Pferde sind allerdings nicht für den Offenstall geeignet, zum Beispiel ein Pferd, das vorher nie in Herdenhaltung gestanden hat. Sich in eine kleine Herde zu integrieren, fällt ihm daher schwer.

Grundsätzlich sind Rangordnungskämpfe zum Klären der Hierarchie ein natürliches Verhalten der Pferde. Doch ein Leben im kleinen Offenstall ist etwas anderes als das freie Leben im weiten Grasland. In der Natur würden sich die Tiere aus dem Weg gehen, wenn sie miteinander unverträglich sind. Darauf ist bei der Bildung einer Pferdegruppe Rücksicht zu nehmen. Der Offenstallbereich sollte daher so gestaltet werden, dass die Pferde möglichst stressfrei zusammenleben können.


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Platzbedarf im Offenstall

Der wichtigste Faktor im Offenstall ist eindeutig die Fläche, die zur Verfügung steht. Die FN empfiehlt pro Pferd mindestens 100 m² Bewegungsfläche plus 12 m² Liegefläche. Bei fünf Pferden wäre die Gesamtfläche damit 560 m² groß, davon 60 m² Liegefläche. Das ist in der Realität oft nur ein Wunschtraum. In der Regel werden auf einer als Offenstall deklarierten Fläche so viele Pferde gehalten, wie augenscheinlich hineinpassen, ohne dass es zu Kämpfen und Verletzungen kommt. 

Doch in einem Offenstall, in dem drei Pferde harmonisch miteinander zusammenleben, kann ein viertes Pferd, das nicht zur Gruppe passt, die Harmonie völlig durcheinanderbringen. Sei es, dass eine Heuraufe dann vielleicht nicht mehr ausreicht, damit alle genug fressen können oder dass sich einzelne Pferde nicht mehr ablegen, da ranghöhere sie daran hindern. Denn ein rangniedriges Pferd wird sofort aufstehen, sobald ein ranghöheres die Liegefläche betritt. Die eingestreute Liegefläche muss daher für alle Pferde groß genug sein.

Dauerstress macht krank und führt im (gar nicht so seltenen) Extremfall zu Erschöpfungszuständen. Auch Pferde brauchen zur Erholung kurze Tiefschlafphasen, die nur im ausgestreckten Liegen möglich sind.

Ponys im Offenstall

Krankheitssymptome wie Magengeschwüre, Kotwasser, Hautpilz und Erschöpfungszustände, die zu unkontrollierten Stürzen führen, sind gar nicht so selten, wie eine Studie der Universität München herausfand. Ein solcher Sturz kann zu schweren Verletzungen an den Beinen, am Kopf oder Schweif führen und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

So kann der vermeintlich „preiswerte“ Offenstall, der einem das tägliche Bewegen des Pferds ersparen sollte, zu erheblichen Tierarztkosten führen.

Alte Pferde im Offenstall?

Alte Pferde haben – wie alte Menschen auch – spezielle Bedürfnisse, die nicht immer leicht zu erfüllen sind. Meist klappt es auf der Sommerweide noch recht gut, aber wenn es kalt und regnerisch wird und das Gras abgefressen ist, magern viele von ihnen ab, weil Zähne und Stoffwechsel nicht mehr so gut funktionieren wie früher. Wenn die Backenzähne schon sehr kurz sind, können sie das Heu nicht mehr gut mahlen, dadurch schließen wird die Nahrung weniger gut aufgeschlossen. Auch der Darm kann die Nährstoffe nicht mehr so gut aus dem Futter resorbieren, so dass die Pferde noch mehr Futter brauchen, um ihren Energiebedarf zu decken.

Hat der Oldie Herz- oder Kreislauf-Probleme, dann kann die Verdauung noch mehr belastet werden. Ein altes Pferd braucht daher besonders nahrhaftes Heu.

Bei Zahnproblemen darf das Heu auch nicht zu holzig sein. Zusätzlich können eingeweichte Heucobs oder Wiesenfasern gegeben werden. Die alten Tiere, die meist langsamer fressen, sollten ihr Futter ungestört und in Ruhe aufnehmen können. Da Zahnprobleme oft Schlundverstopfungen verursachen, sollte das Futter gut eingeweicht werden.

Auch alte Pferde können im Offenstall stehen, solange sie Heu noch gut fressen können, allerdings sollte die Gruppe dann möglichst homogen und ruhig sein und nicht zu viel Fluktuation haben. Stress führt meist, trotz 24-Stunden-Heufütterung, zur Abmagerung. Auch Arthrose und andere schmerzhafte Beschwerden können das alte Pferd so sehr belasten, dass es im Offenstall nicht glücklich ist. Dann sollte es besser von den anderen Pferden getrennt werden.

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24-Stunden-Weide

Das schöne Bild einer grünen Weidelandschaft mit zufrieden grasenden Tieren darauf, das man aus dem Sommerurlaub kennt, weckt oft die Vorstellung, dass genau dies auch das Beste für die Pferde ist. Und so ist es ja auch – zumindest bezogen auf die Bewegungsmöglichkeiten. Allerdings sind Pferde keine Milch- oder Fleischlieferanten, die auf fetten Weiden gemästet werden, um Jungtiere und Milch zu produzieren oder nach einigen Monaten auf dem Teller zu landen. Deshalb haben die Weiden, die ursprünglich für die Rinderhaltung angelegt wurden, für Pferde gewisse Nachteile.

Natürlich freuen sich Pferde über Auslauf und frisches Gras, und ohne Frage ist die Weidehaltung um ein Vielfaches artgerechter als die reine Boxenhaltung oder das Einsperren in einem viel zu engen Offenstall. Pferde sind Lauftiere und wollen sich bewegen, sonst drohen Arthrose, Sehnenschäden und Koliken.

Andererseits leiden jedoch viele unserer Pferde unter den Auswirkungen von zu fettem, strukturarmen Gras.

Dass im Frühling ein langsames Anweiden nötig ist, um Hufrehe oder Koliken zu vermeiden, ist allgemein bekannt. Warum aber manche Pferde auch im Sommer nicht zunehmen, obwohl sie 24 Stunden lang auf der Weide stehen, während andere auf der Sommerweide kugelrund werden, Kotwasser, Hufrehe oder andere Krankheitssymptome entwickeln, sorgt oft für Rätselraten.

Rohfasergehalt meist gering

Tatsache ist, dass Pferde einen Rohfaserbedarf haben, der allein durch Gras meist gar nicht gedeckt werden kann. Gerade im Frühling hat das Gras noch einen sehr niedrigen Rohfasergehalt von 3 bis 4 Prozent. Zum Vergleich: der Rohfasergehalt von Heu liegt bei 23 bis 30 Prozent. Für die Verdauung und die Energiegewinnung aus der Nahrung ist es jedoch sehr wichtig, dass genug Rohfaser im Futter enthalten ist. Schwerfuttrige und insbesondere alte Pferde können die großen Fruktanmengen gar nicht verdauen und in Energie umwandeln. Sie brauchen auch im Sommer daher unbedingt eine zusätzliche Heufütterung.

Leichtfuttrige Pferde dagegen werden auf derselben, nach kurzer Zeit abgefressenen Weide kugelrund oder entwickeln im schlimmsten Fall Hufrehe. Aus Angst vor dem fetten und gehaltvollen Weidegras versuchen manche Pferdebesitzer die Weide künstlich auszumagern, indem sie nicht düngen und die Pferde auch noch auf abgefressenen Flächen stehen lassen. Leider wird damit das Gegenteil davon erreicht, was man ursprünglich wollte. Die Pflanzen leiden stark unter Stress und bilden­ mangels Nährstoffen – besonders bei viel Sonne und Trockenheit – Fruktane statt Eiweiß. Diese wiederum fördern umso mehr die bei vorbelasteten Pferden gefürchtete Hufrehe, Verfettung und EMS.

Weidepflanzen für Milchkühe

Hinzu kommt, dass die meisten Weidegräser gar nicht für Pferde geeignet sind, da sie ursprünglich für die Milchviehhaltung gezüchtet wurden. Diese Hochleistungsgräser sind für Steppentiere wie die Pferde eigentlich viel zu nahrhaft. Pferdegerechte Weiden zu finden ist allerdings in Deutschland sehr schwer. Zum einen sollen die Gräser ertragreich und trittfest sein, andererseits nicht zu gehaltvoll. Und dazu kommt, dass manche Graspflanzen bei großem Stress durch Trockenheit oder starker Beweidung eine Symbiose mit bestimmten Pilzen eingehen. Diese giftigen "Endophyten" schützen das Gras vor Verbiss und werden von Weidetieren deshalb normalerweise gemieden.

Weidepflanzen für Milchkühe

Hinzu kommt, dass die meisten Weidegräser gar nicht für Pferde geeignet sind, da sie ursprünglich für die Milchviehhaltung gezüchtet wurden. Diese Hochleistungsgräser sind für Steppentiere wie die Pferde eigentlich viel zu nahrhaft. Pferdegerechte Weiden zu finden ist allerdings in Deutschland sehr schwer. Zum einen sollen die Gräser ertragreich und trittfest sein, andererseits nicht zu gehaltvoll. Und dazu kommt, dass manche Graspflanzen bei großem Stress durch Trockenheit oder starker Beweidung eine Symbiose mit bestimmten Pilzen eingehen. Diese giftigen "Endophyten" schützen das Gras vor Verbiss und werden von Weidetieren deshalb normalerweise gemieden.

Gestresste Gräser

Besonders die typischen Weidepflanzen neigen zur Vergesellschaftung mit Endophyten, um sich zu schützen. Magere Steppengräser sind allerdings in Deutschland wegen der zeitweise großen Regenmengen nicht heimisch und hätten auf einer Standweide auch keine guten Wachstumsbedingungen. Sie sind eher an ziehende Herden angepasst, die den Gräsern genügend Pausen zur Regeneration lassen. Das wäre strenggenommen auch die einzig „natürliche“ Haltungsform für unsere Pferde.

Die Pferdehaltung auf relativ kleinen Weiden mit energiereichem Gras, das für Milchkühe gezüchtet wurde, wird dagegen noch nicht so lange praktiziert. Die Pferde, die man früher als Gebrauchstiere hielt, mussten täglich mehrere Stunden arbeiten, als Kutschpferde, Reittiere, Acker- und Holzrückepferde, im Militär, um Herden zu treiben und für andere Zwecke. Dafür brauchten sie viel Energie, standen oft nur im Stall oder in Ständerhaltung und lebten nicht sehr lange. Tag und Nacht auf der Weide konnten nur Zuchtstuten und Fohlen verbringen, die ebenfalls gehaltvolle Nahrung benötigen.

Dass auch Pferde, die kaum gearbeitet werden, die meiste Zeit mit der Futteraufnahme verbringen können, ist dagegen eine völlig neue Art der Haltung. Die meisten Pferderassen sind nicht dafür gezüchtet worden, Tag und Nacht fettes, saftiges Gras zur Verfügung zu haben und sich rund um die Uhr vollzufressen. Und auch die Wildpferde, von denen sie abstammen, haben einen solchen Luxus nie erlebt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die „naturnahe“ Weidehaltung für viele Pferde auf Dauer als ungesund erweist.

So wird die Weidehaltung für alle angenehm

Trotzdem kann die 24-Stunden-Weide für das eigene Pferd durchaus die optimale Haltung sein. Nur sollte man darauf achten, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, damit sich die Pferde wohlfühlen und gesund bleiben. Dazu gehören zum Beispiel:

  • ein Unterstand für alle Pferde bei großer Hitze
  • befestigte Flächen und Schutz vor Regen und Wind
  • Weidepflege und Entwurmungsmanagement
  • sichere Weidezäune von ausreichender Höhe
  • Tränken mit sauberem Wasser
  • regelmäßige Kontrollen auf Verletzungen und Krankheiten

Ein Unterstand, der nur den ranghohen Pferden Schutz gibt, ist nicht artgerecht. Auch rangniedrige Tiere müssen sich vor Hitze und Kälte schützen können. Frisches Wasser muss ständig für alle verfügbar sein. Auch sollten die Pferde täglich auf Verletzungen oder Krankheitsanzeichen kontrolliert werden. Nur so kann zum Beispiel eine Kolik rasch erkannt werden.

Für die Zäune ist in der Regel der Stallbetreiber verantwortlich, da er dafür haftet, wenn Pferde ausbrechen und etwa den Verkehr (und sich selbst) gefährden. Meist kann auch nur er eine schnelle Reparatur vornehmen. In seiner Verantwortung liegt es auch, wenn Elektrozäune nicht ausreichend mit Strom versorgt werden. Um sich gegen Schadenersatzansprüche abzusichern, falls Pferde ausbrechen und sich verletzen, sollte er die Zäune täglich kontrollieren.

Allerdings sind auch die Pferdebesitzer in der Pflicht, etwas unternehmen, wenn der Stallbesitzer nicht tätig wird. Nehmen sie diesen Zustand hin, dann haften sie anteilig, da sie eine Mitschuld trifft. Um das zu vermeiden, müssen sie den Stallbetreiber schriftlich auf seine Pflicht hinweisen und verlangen, dass eine ausreichende Stromzufuhr sichergestellt wird.

Sorgfältige Weidepflege ist aufwendig

Überweidung ist die Regel

Die Weidepflege ist im Normalfall ebenfalls Sache der Besitzer oder Pächter. Sie entscheiden, ob und wann gedüngt, abgeschleppt oder abgeäppelt wird, ob Giftpflanzen entfernt werden und wie viele Pferde auf der Fläche stehen. Bei Überweidung fressen die Pferde das Gras bis auf die Stoppeln ab.

Junges Gras und schmackhafte Kräuter schmecken besonders gut. Überständige Gräser und einige Pflanzenarten lassen viele Pferde dagegen lieber stehen. Da Pferde das Gras sehr tief verbeißen, wird auch der Teil der Futtergräser gefressen, der für die Regeneration sorgt. Geschieht das zu oft in einer Vegetationsperiode, dann sind die Gräser schließlich sehr gestresst und können sich nur langsam regenerieren. Vor allem in trockenen Sommern kann das leicht passieren.

Auf der Weide breiten sich dann vermehrt tiefwurzelnde Pflanzenarten wie der stumpfblättrige Ampfer aus, die von Pferden verschmäht werden. Werden keine Maßnahmen dagegen ergriffen, dann verunkrautet die Weide immer mehr. Vor dem Aussamen der Pflanzen sollte daher die Weide tief abgemäht und möglichst im Herbst oder frühen Frühjahr nachgesät werden.

Weidegras für Pferde

Auf die Art der Weidepflanzen hat man als Pferdebesitzer meist wenig Einfluss, selbst wenn man selbst Pächter sein sollte. Die meisten Weiden wurden ursprünglich für Rinder angelegt, und das bedeutet, dass sie mit stark fruktanreichen "Leistungspflanzen" wie Weidelgras und Rohrschwingel bewachsen sind. Härtere und fruktanärmere Gräsersorten wie Lieschgras und Wiesenschwingel sind weniger robust und trittfest, und auch Knaulgras oder Luzerne findet man seltener auf den Weiden.

Doch in Trockenperioden und bei starkem Besatz und Verbiss bilden sich unter Umständen Endophyten in den bewährten Leistungsgräsern, und diese können Probleme verursachen.

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Gräser nach Bedarf säen

Falls es möglich ist, selbst nachzusäen oder eine Weide  neu anzulegen, sollte man den Anteil an fruktanarmen Gräsern möglichst hoch ansetzen, abgestimmt auf die Art des Bodens und andere Umgebungsfaktoren. Auch der Düngebedarf muss daran angepasst werden.

Besser mehr Fläche als zu wenig

Zu kleine Weiden, die dem Bewegungsdrang der Pferde nicht gerecht werden, sind immer noch besser als gar nichts. Besser sind natürlich Flächen, die den Pferden Anreiz zu ständiger Bewegung bieten. Das ist nicht gegeben, wenn etwa die Weidefläche in kleine Quadrate unterteilt wird, die wöchentlich umgesteckt werden, um sie so portionsweise abweiden zu lassen.

Berücksichtigt man nur den Nährstoffbedarf, dann rechnet man üblicherweise mit zwei Pferden  pro Hektar, um den Erhaltungsbedarf der Tiere zu decken. Dies gilt für eine gedüngte Weide mit proteinreichem Gras, um den täglichen Raufutterbedarf eines Pferdes von mindestens 1 kg pro 100 kg Körpergewicht zu decken, d. h. 5 bis 7 kg für ein Großpferd.

Für 10 Pferde sind es dementsprechend 5 Hektar, jedoch gibt es viele Gründe,  

Da der Rohfasergehalt im Gras jedoch sehr stark schwankt (30 bis 100 g Rohfaser pro kg Frischgras, das sind 3 bis 10 Prozent), kann es sein, dass diese Menge zur Erhaltung im Einzelfall nicht ausreicht. 

Grasanalyse hilft weiter

Falls die Pferde große Flächen der Weide meiden, dann stimmt möglicherweise etwas mit der Qualität der Gräser auf diesen Abschnitten nicht. Hier hilft eine Boden- oder Frischgrasprobe weiter, die zum Beispiel bei der LUFA Nord-West eingeschickt werden kann.

Dabei erhält man wichtige Informationen über Nährstoffe wie Magnesium, Phosphor und Kalium im Boden und kann das Gras auf Inhaltsstoffe wie Proteine, Fruktan, Rohfaser und Pilzkeime untersuchen lassen. Ist der Boden nicht als Pferdeweide geeignet, dann sollte man überlegen, ob die Fläche nicht anders genutzt werden kann.

Portionieren der Fläche ist schlecht für die Weidequalität

Rein vom Aspekt des Futterbedarfs betrachtet, sollte die Weidegröße etwa 1/2 Hektar pro Pferd betragen, das sind 100 x 100 m². Kauft man Heu zu, dann benötigt man entsprechend weniger Fläche. Allerdings sollte die Weide, um genug Bewegungsanreiz zu bieten, nicht kleiner als ¼ Hektar sein.

Außerdem fressen Pferde selektiv, das heißt, Geilstellen, unbekömmliche Pflanzen und auch weniger schmackhafte Gräser werden von ihnen stehengelassen, wenn sie genug Weidefläche haben. Ein Portionieren der Weide ist aus diesem Grund nicht günstig.

Lässt man Pferde zu lange auf einer zu kleinen Fläche stehen, dann entstehen nicht nur Trittschäden. Durch zu tiefes Abfressen leidet die Grasnarbe zusätzlich. Daher sollten die Halme nicht bis auf die Wurzeln abgefressen werden, sondern mindestens 5 cm stehenbleiben. Ansonsten können die Pflanzen absterben und Unkräuter breiten sich leichter aus.

Eine zu lange Weidedauer und mangelnde Düngung führen ebenfalls zur Überweidung. Die Pflanzen leiden dann unter Stress und Erschöpfung, die Artenvielfalt sinkt, und es können sich Endophyten bilden, die die Pflanzen vor Fraßfeinden schützen. Wie die Weide repariert werden kann, lässt sich zum Beispiel im Magazin Reiter & Pferde in Westfalen nachlesen!

Die perfekte Weide?

Die ideale 24-Stunden-Weide für die ganzjährige Pferdehaltung enthält eine Mischung verschiedener Gräser, ist trittsicher und nicht zu sumpfig oder abschüssig, damit sie auch im Winter noch brauchbar ist. Sie sollte nicht zu stark überweidet werden, damit die Pflanzen  nicht zu viele Endophyten bilden, und sie sollte möglichst regelmäßig abgeäppelt werden.

Sie sollte sowohl im Sommer Schatten bieten als auch im Winter einen befestigten Unterstand haben, wo sich alle Pferde aufhalten können. Im Winter sollten die Tränken nicht vereisen, im Sommer dürfen sie nicht austrocknen.

Grasende Pferde auf eingezäunten Weiden

Die Zäune sollten sicher und hoch genug für alle Pferde sein und regelmäßig kontrolliert werden. Falls nur Elektrozäune als Begrenzung dienen, müssen sie jeden Tag kontrolliert werden.

Nach Bedarf sollte Heu zugefüttert werden, eventuell auch im Frühjahr und im Spätsommer, wenn die Gräser sehr gestresst und fruktanreich sind. Ansonsten riskiert man bei anfälligen Pferden Hufreheschübe, Kotwasser oder Koliken.

Zusätzlich benötigen die Pferde Mineralfutter oder Lecksteine, da Weidegras in der Regel den Bedarf an Magnesium und Spurenelementen nicht ausreichend decken kann.

Luxus Winterweide

In vielen Pferdebetrieben besteht nicht die Möglichkeit, den Pferden auch im Winter eine Weide zu bieten. Eine Winterweide ist daher für die meisten Pferde eher als Luxus anzusehen. Auch kleine Weiden, die den Pferden nur wenig Abwechslung bieten, sind immer noch besser als gar nichts. Für die Bewegungsmöglichkeit der Pferde sollte man natürlich auch bereit sein, etwas höhere Einstellgebühren zu zahlen.

Allerdings ist eine reine Weidehaltung im Winter auch nicht für alle Pferde die Wunschvorstellung. Was dein Pferd braucht, weißt du wahrscheinlich selbst am besten. Im Rahmen der Möglichkeiten solltest du versuchen, für dein Pferd das umzusetzen, was für euch beide passt. Nicht immer ist der teurere Platz der bessere. Doch je mehr Service man erwartet, umso tiefer muss man in die Tasche greifen. Auch für die Benutzung einer Reithalle zahlt man prinzipiell mehr.

Kosten der Pferdehaltung

Allerdings sind auch die Pachtpreise für Grünland, abhängig von der Region, in den letzten Jahren stark gestiegen. Dennoch ist es nicht mit Bauland vergleichbar und immer noch die günstigste Variante, wenn man die Pferde in Eigenregie hält. Allerdings sollte man weder Arbeit noch Investitionen unterschätzen, die für Heufütterung, Mistlagerung und eine schlammfreie Haltung im Winter anfallen.

Grundsätzlich liegt der Hauptanteil der Einstellgebühr auf den Personalkosten, die laut einer Aufstellung, die die Zeitschrift Cavallo 2013 veröffentlicht hat, über 50 Prozent ausmachen. Die Preise dürften sich mittlerweile inflationsbedingt teilweise um 10 Prozent erhöht haben. Damit ergibt sich folgende Berechnung:

Das ergibt zusammengerechnet 440 Euro pro Monat, wobei von professionellem Service durch ausgebildete Mitarbeiter, einer gepflegten Halle und einem trockenen und staubfreien Reitplatz ausgegangen wird.

Wer allerdings keine Reithalle zur Verfügung hat, selbst für Kraftfutter sorgt und den Weidegang organisiert, der sollte höchstens 300 Euro zahlen müssen. Für Selbstversorger im Offenstall ohne Reitplatz oder Halle und ohne Strom und fließendes Wasser kommen etwa 150 Euro zusammen.

Dies sind allerdings nur Richtwerte, die regional stark abweichen können!

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